Mit dem Hall of Fame Mitglied der Troisdorf Jets – Stephan 'Butch' Pohl sprachen wir über seinen Podcast, warum man Kicker wird, seine Aufbauarbeit bei den Jets, die Glücksgefühle eines U10 Coaches und Trey Lance, den er persönlich getroffen hat.
Butch Pohl macht mit Udo Volberg einen Podcast über American Football. Die Beiden haben am 14.05.2021 bereits die 20. Folge online (Link) gestellt. Fun Fact: Udo war mal der Azubi von Butch, denn er ist Fleischermeister. Auch hat Butch Udo zum Football gebracht. Sie sind aber auch außerhalb des Footballs gute Freunde und so war Udo der Trauzeuge von Butch.
Butch verrät uns, dass Udo Volberg der Erfinder es Parkplatzbieres ist, das Bier nach dem Training der Prospects auf dem Parkplatz. Butch baute im Jahre 2015 die 2. Mannschaft der Troisdorfer auf, die Troisdorf Jets Prospects. Er war zunächst der Head Coach der Mannschaft, gab jedoch das Amt an Udo Volberg ab. Dieses Muster vollzog sich bei dem Neuaufbau der U13 und U10 erneut. Heute ist Udo HEAD COACH der U13 und U10. Butch macht „nur“ noch den Podcast „Jets Footballshow“. Gelegentlich ist Butch bei der U10/U13 Gastcoach.
Der Podcast ist eher zufällig entstanden. Sie machen es über „zoom“, dabei gibt es keinerlei Vorgaben. Butch und Udo labern einfach drauf los und es entsteht eine unterhaltsame und kurzweile Sendung. Seit der dritten Folge gibt es jeweils einen Gast in der Sendung, der einen Bezug zu den Jets hat. Alle Folgen des Jets Football Podcasts findet ihr auch bei Apple Podcasts, Podimo und Deezer.
Bei den Troisdorf Jets ist es wie fast überall: Stillstand im Trainingsbetrieb. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es, denn Butch erzählt: „Da ist frisch eine Meldung hineingekommen, dass die U10 in der nächsten Woche wieder mit dem Training beginnen darf. Die Größeren können in Zweiergruppen etwas machen. Es geht langsam ein bisschen bergauf! Wenn ich einen Ausblick wage, dann denke ich, dass wir drei Freundschaftsspiele bei den Herren machen können.“ Besonders schade sieht Butch die jetzige Situation für die Jugendmannschaften. Hier greift er sich die U13 der Jets heraus und sagt: „Bei meiner U13 haben wir im letzten Jahr zwar ein paar Freundschaftsspiele gemacht. Das war für die Jungs und mich auch so eine Art „Liga“. Dabei haben wir zwei Spiele gewonnen und eins verloren, das war schon okay. Diesen Spielern fehlt mittlerweile das zwei Jahr komplett. Wenn jetzt der Wechsel in die U16 erfolgt, das wird eine Herausforderung für diese Jungs.“
Butch hat bei den Troisdorfern schon drei Male einen Mannschaftsteil neuaufgebaut, daher wollte ich wissen, ob es ein Hobby von ihm ist oder wie es dazu kam. Hier ist seine Antwort: „Das ist einfach so gekommen. Nach einer kleinen Pause von mir gab es im Verein Überlegungen in Richtung Aufbau der Prospects. Das wollte ich gerne machen. Die Prospects haben sich von Beginn an gut entwickelt. Hierbei war der Grundgedanke, die A-Jugend Spieler in den Prospects aufzufangen. Das ist in den ersten fünf Jahren aber nicht passiert. Es war eher die Mannschaft für die neuen Spieler.“ Sie bildet jetzt eher das Bindeglied zur ersten Mannschaft. Als nächstes nahm sich Butch die U13 und U10 vor. „Die hatten noch drei Mann in der U13 und zwei U10er. Die Trainer sind hoch in die U16 gegangen oder haben mit dem Coaching aufgehört. Ich dachte mir, okay: ich mache das schon. Nach zwei Wochen dachte ich mir, was hast du dir da nur angetan! Zu den Jungs kamen noch 10 Neue, das war erstmal ein Hühnerhaufen. Wir haben in den Teams einen riesigen Zulauf bekommen und alles funktionierte dann. Hier bin ich von Udo Volberg unterstützt worden, da auch sein Sohn hier spielt. Das wurde nach und nach ein riesiger Trupp und wir haben ihn in die U10 und U13 geteilt.“
Butch hat selbst mit dem American Football Anfang der Achtziger Jahren begonnen. Hier kam er auch zu seinem Spitznamen „Butch“. In seinem ersten Team waren vier „Stefans“ und einer aus dem Team sagte, du bist jetzt der Butcher, der Butch. Den, der ihm den Namen verpasst hat, traf Butch nach 38 Jahren wieder und ist heute sein Zahnarzt. Butch muss lachen, als ich ihn frage, wie man freiwillig Kicker und Punter werden kann und antwortet: „Wenn man es kann! Ich bin ehemaliger Fußballer und habe in der Jugend damit angefangen. Das habe ich bis zum 20 Lebensjahr gemacht und mit 22 Jahren mit dem Football begonnen. Na gut, einer muss halt schießen und ich konnte es. Zum Ende meiner Karriere habe ich das dann nur noch gemacht. 1995 habe 13 Fieldgoals hintereinander getroffen. Damit war ich ein großer Baustein der Offense.“ In einem Fußballland wie Deutschland sollte man meinen, es gibt hier die besten Kicker. Im College Football wird diese Position eher von den Australiern besetzt. Daher frage ich: „Erkläre mir bitte als Laien den Unterschied zwischen einem Kicker und einem Fußballer. Ist das technisch so weit auseinander?“ Nach einer Pause antwortet Butch: „Nein, ich würde mal sagen. Beim Fieldgoal und dem Extrapunkt sind dieselben Bewegungen. Der Ablauf ist immer gleich, klar musst du ab der 40-Yardline eine Schippe draufpacken. Das war ein Automatismus, der musste einfach sitzen: Die Abstände und die Schritte. Dann ist es nicht anderes als ein Torabschlag. Die Torhüter schreiten ihre Schritte nicht ab, die machen das so irgendwie. Bei uns muss das richtig passen. Aber das ist für einen Fußballer nichts besonders, außer dass der Ball nach oben gehen muss. Es ist aber schon komisch, dass es im College oder in der NFL keine deutschen Kicker gibt.“
Bereits 1995 und 1996 war Butch Gast Coach an der North Dakota State University (NDSU). Das wiederholte er im Jahr 2019. Wir wollten wissen, wie das zustande kam und mit welchen Eindrücken er jeweils zurückkam. Butch beschreibt es so: „Das war wieder einmal Zufall. Meine erste Ausrüstung habe ich über einen Metzger bekommen. Er stammte aus einer Bonner Familie stammte, die sehr erfolgreich gerungen haben. Es waren drei Brüder und sie waren in der deutschen Ringernationalmannschaft. Franz, der Metzger, war auch bei einer Olympiade. Hier hat Franz den Fotografen Michael Miller kennengelernt, der auch Professor an der Uni ist. Über diese Beiden habe ich dann auch Kontakte zur Universität bekommen. Ich habe einfach nachfragt, ob ich mir das mal ansehen könne. Die NDSU war damals noch in der Division II. Es hatte so funktioniert und ich konnte jeweils eine Woche bleiben. Spätestens seitdem Carson Wentz gedraftet wurde, kennt jeder das College. Ich wollte da noch einmal hin und habe den Quarterback Coach Randy Hedberg angeschrieben. Randy ist ehemaliger Quarterback von Tampa Bay und ist mittlerweile 67 Jahre alt. Das hat geklappt. Randy hat mir viel erklärt und ein richtiger netter Kerl. Da habe ich auch Trey Lance kennengelernt. Zu der Zeit wurde er als Frischling auswählt, dass er das Team anführen soll. Der Rest ist Geschichte. Trey hat erzählt, was ich bisher in keiner deutsche Presse gelesen habe, dass sein Vater in London bei den Monarchs gespielt hat. Das war in der NFL Europe. Danach habe ich noch weiter mit Trey geschrieben. Aber seit ein paar Wochen hat er meine Sachen nicht mehr gelesen. Das wundert mich nicht, denn aus den 70.000 wurden 250.000 Follower. Ich hoffe aber dennoch, dass er mal für 10 Minuten in unseren Podcast kommt. Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben um den Draft gekümmert. Mit dem Offensive Tackle Dillion Radunz habe ich noch mehr geschrieben. Er ist von den Tennessee Titans gedraftet worden. Er hat sogar deutsche Vorfahren. Der wird seinen Weg machen, das ist ein sehr souveräner Offensive Tackle.“
Von Butch wollte ich wissen, welches denn sein schönstes oder prägendes Erlebnis bisher im Football war. Er antwortete: „Das war bei unserer U10. Das sind Momente im Leben, die erlebt man nicht oft, die erlebt man auch nicht im Seniorenbereich. Im letzten Jahr hatten wir ein Scrimmage, das zweite überhaupt der U10. Es ging gegen die Cologne Crocodiles und die Kleinen waren ganz aufgeregt. Ich war als Referee auf dem Feld und Udo mit seinen Plays hinter der Offense. Wir konnten uns gut sehen. In seinem ersten Spielzug des Lebens, bekam ein neuer Spieler (Runningback), mit dem Namen Marlon, den Handoff. Marlon lief unberührt bis zu Endzone. Das Team jubelt und der kleine Mann kommt zurück und heult. Die Tränen liefen und wir dachten, ach du Schei..., was ist denn hier passiert. Udo kniete sich zu Marlon herunter fragte ihn, was denn los sei. Marlon sagte: ‚Ich habe noch nie so etwas Schönes erlebt. Das war das erste Mal, dass ich so etwas gemacht habe.‘ Jetzt hatte der Udo und ich auch Tränen in den Augen und mussten aufpassen, dass wir nicht mitflennen. Das ist so Moment, dafür machst du das!“
Zum Ende konnte ich mir nicht verkneifen, Butch zu fragen, da er ja im Verein nicht so eingebunden ist und jetzt Zeit habe, ob er ein Flag- oder Damen-Team aufbauen möchte. Er verneinte, kam aber ins Grübeln. Besonders interessierte ihn der Flag-Football für die Jüngsten. Schnell zählte er auf, was alles dafürsprechen würde und möchte das gerne einmal mit anderen diskutieren. Lassen wir uns überraschen, was Butch als nächstes startet.
Oliver Jungnitsch von NRW Football im Gespräch mit Stephan „Butch“ Pohl