Mit den Brilon Lumberjacks verbinde ich eine besondere Beziehung, denn als sie das Licht der Welt erblickten, war NRW Football hautnah dabei. Selten habe ich soviel Motivation und Spass auf einmal beim Training von Rookies gesehen (hier ist der Beitrag zum ersten Training verlinkt). Heute konnte ich mit Chris Weaver sprechen und ihm ein paar Fragen zu seiner neuen Aufgabe und den Lumberjacks stellen. Chris war schon beim ersten Training dabei. Er kam mit Axel Höpfner von den Hamm Aces und war zunächst Defense Coordinator. Seit November 2018 ist er der Head Coach der Brilon Lumberjacks. Chris erlernte den American Football bei den Lippstadt Whales und wechselte noch in der Jugend zu den Paderborn Dolphins. Bei den Herren spielte er lange Zeit bei den Hamm Aces bevor er als Spielertrainer nach Brilon ging.
Chris Weaver ist seit November 2018 der Head Coach der Brilon Lumberjacks (Archivbild ©Oliver Jungnitsch)
Oliver - NRW Football: Am Anfang der Lumberjacks stand eine Wette um einen Kasten Bier (Link zum Beitrag), heute spielt ihr nach dem Aufstieg im zweiten Jahr in der Landesliga. Was hat sich verändert und was ist von der „Gründerzeit“ geblieben?
Chris Weaver: Ich denke seit der Gründung sind wir um viele Erfahrungen, positiv wie negative, reicher geworden. Ebenso sind mittlerweile viele Dinge deutlich strukturierter und professioneller bei uns im Verein. Aus der Gründungszeit sind noch einige Leute aktiv als Spieler oder im Vorstand aktiv, aber natürlich sind über die Jahre etliche neue Gesichter hinzugekommen. Das Erfreuliche ist, den Großteil dieser Gesichter sieht man heute noch im Verein. Wir haben es geschafft aus einer Bierlaune heraus einen Verein aufzubauen und zu etablieren, der ein großes Seniorenteam, ein Flag Team und eine Chearleaderabteilung besitzt. Darauf können alle Beteiligen stolz sein, denke ich.
Oliver: Das denke ich auch! Da soll mal einer sagen, Bier kann nichts gutes bewirken. Was mir immer wieder auffällt ist: Ihr bekommt große Aufmerksamkeit und dadurch wohl auch viele Sponsoren. Kannst du uns das Geheimnis verraten, wie macht ihr das?
Chris: Wir sind im HSK (Hochsauerlandkreis) etwas Neues und Einmaliges. Dadurch sind wir für viele Menschen in der Region erst einmal interessant. Das sind zum Teil Menschen, die schon lange footballbegeistert sind und nun vor Ort die Möglichkeit haben, Football zu erleben. Das sind vor allem aber auch sehr viele Menschen, die noch nie einen Berührungspunkt mit dem Sport hatten, aber bei einem unsere Gamedays an der Jakobuslinde „Blut geleckt“ haben. Das bringt mich dazu, mich bei allen Fans, Sponsoren, Unterstützern und auch bei der Stadt Brilon zu bedanken. Ohne diese großartige Unterstützung wären wir nicht dort, wo wir jetzt stehen. Ich denke, wenn es ein Geheimnis gibt, dann ist es das Zusammenspiel von richtigen Entscheidungen, zum richtigen Zeitpunkt, durch die richtigen Leute und auch ein Quäntchen Glück gehört dazu.
Oliver: Glück ist ein gutes Stichwort. Das hättet ihr im letztem Jahr gebrauchen können. Sportlich konntet ihr nicht so glänzen, denn Ihr habt nur ein Spiel gewonnen. Woran habt ihr in der Offseason besonders gearbeitet, damit es in diesem Jahr besser läuft?
Chris: Wir waren in letzen Jahr sportlich nicht besonders erfolgreich, das ist richtig. Nichtsdestoweniger haben uns auch die Niederlagen wichtige Erkenntnisse eingebracht. Ich bin der Meinung, ein Team muss neben dem Willen gewinnen zu wollen, auch die Fähigkeit besitzen, verlieren zu können ohne bei auseinander zu brechen. Ich möchte die letzte Saison als „charakterbildend“ bezeichnen. Durch den Kanadier, Lance Heron, hatten die Lumberjacks in der zweiten Jahreshälfte einen großartigen Coach an ihrer Seite, der neben dem Coaching der Spieler vor allem die Coaches ausgebildet und verbessert hat. Vieles von dem, was das Team jetzt ausmacht, ist ihm zu verdanken. Wir sind in allen Mannschaftsteilen sowohl quantitativ, als auch qualitativ gewachsen. Wir besitzen einen knapp 60 Mann großen Kader und einen, im Vergleich zum letzen Jahr, gewachsenen Coaches Staff. Alles im allem stimmt mich unsere Entwicklung positiv und freue mich auf die neue Saison.
Oliver: Wir freuen uns auch darauf. Apropos neue Saison, welches sind deine Ziele mit den Lumberjacks in 2019?
Chris: Das ist meine erste Saison als Head Coach. Man muss berücksichtigen, dass ich bei dem Wechsel vom Defense Coordinatior zum Head Coach selbst noch viel lernen musste und muss. Daher sind meine persönlichen Ziele sehr bescheiden. Ich möchte mit den Jacks einen positiven Record erzielen. Das heißt, mehr Spiele gewinnen als verlieren. Das mag vielleicht nicht sonderlich ehrgeizig erscheinen, jedoch denke ich von Spiel zu Spiel. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn am Ende der Saison mehr als „nur“ ein positiver Record steht. Aber wie gesagt, ich denke von einem Spiel zum nächsten Spiel. Am Ende sehen, wo wir in der Tabelle stehen.
Chris Weaver (links) als Spieler mit Glenn Holloway beim Scrimmage in 2016 von den Brilon Lumberjacks und den Duisburg Seahawks (Archivbild ©Oliver Jungnitsch)
Oliver: Du hast die Veränderungen im Coaching Staff angesprochen, wer unterstützt dich aktuell in deiner Arbeit?
Chris: Ich bin sowohl Head Coach, als auch Defense Coordinator. Mein Offense Coordinator ist Christian Stuhldreier, der gleichzeitig auch die O-line trainiert. Der Special Teams Coordinator ist Tobias Harting. Als Postionscoaches haben wir Sebastian Spiess für die D-line, Michael Groß und Julius Hilbich für die Linebacker, Frederik Emder ist für die DB’s zuständig und Rico Schwarck für die WR’s. Die Jungs sind alle noch recht neu im Trainergeschäft, jedoch sind alle sehr engagiert und motiviert.
Oliver: Wenn man den Informationen im „Netz“ trauen kann, dann ist das Schützenfest das wichtigste Fest in Brilon. Folglich wird der Schützenverein der „größte“ Konkurrent im sportlichen Bereich für euch sein. Was macht ihr um das zu ändern?
Chris: Hehe, ja das stimmt! Schützenfeste und auch de Karneval sind sehr präsent im Sauerland. Da ich selbst nicht aus dem Sauerland stamme, nicht dort lebe und auch in meiner Heimat nichts mit diesen beiden „Jahreszeiten“ zu tun habe, war das erst einmal ein Lernprozess (grinst). Mittlerweile ist aber auch das für mich kein Problem mehr. Die Spieler sind motiviert genug auch zu diesen besonderen Zeit im Jahr „Vollgas zu geben“. Unser Spirit und Teamgeist spricht sich rum. Wir suchen natürlich dennoch neue Interessenten, sowohl für das Herrenteam im Tacklebereich, als auch für das Flag Football Team (ab 15 Jahren). Auch neue Chearleader sind gerne gesehen. Interessierte können sich über unser Facebook-Seite, über Instagram oder über unsere Homepage informieren oder mit uns Kontakt aufnehmen. Hier gibt es auch die aktuelle Trainingszeiten und generelle Informationen zu den Lumberjacks. Zu einem Probetraining kann jeder Interessierte jederzeit kommen, wir bitten, damit wir eine bestmögliche Betreuung gewährleisten können, um eine kurze Anmeldung über die genannte Kanäle. Ebenso planen wir unseren alljährlichen „Lumberjacks day“. Das ist ein Tag an dem „Frischlinge“ American Football ausprobieren können, aber den kennst du ja, ihr wart auch schon einmal dabei. Hier sind wir noch in der Planung, aber es wird kurzfristig weitere Informationen von uns geben.
Oliver: Stimmt, da waren Nick und ich bei euch und haben von dem Tag berichtet (Link zum Lumberjack day). Es ist war ein tolles Event. Es waren viele Leute vor Ort, die zuvor noch keinen Kontakt zum American Football hatten. Wie bist du eigentlich zum Football gekommen und woran erinnerst du dich gern zurück?
Chris: Durch den Super Bowl XXXV bin ich zum Football gekommen. Dies war der Erste den ich damals gesehen habe. Ich war von der dominanten Performance der Baltimore Ravens Defense begeistert, allen voran von Ray Lewis. Da habe ich mit dem Football angefangen. Über die Jahre, es sind ja mittlerweile schon einige, habe ich viele interessante und verrückte Persönlichkeiten getroffen. Footballer sind schon ein wenig „gestörter“, als der Durchschnittsbürger. Unter all diesen Mitspielern und Coaches waren viele, von denen ich mir etwas angenommen und abgeschaut habe. Mit manchen von Ihnen, zum Beispiel mit Axel (Höpfner) bin ich seit über 10 Jahren befreundet. Neben all den Geschichten die man sich auch nach 10-15 Jahren erzählt und vermutlich auch noch in nächsten 20 Jahren, wie die Camps, Auswärtsfahrten, den Siegen aber auch den Niederlagen stechen für mich zwei Dinge besonders heraus. Da wäre zum Einen das Jahr 2014 und die Meisterschaft mit den Hamm Aces. Damals war Michael Hap der Head Coach, heute ist er bei den Langenfeld Longhorns. Zum Anderen ist es der erste Sieg mit den Brilon Lumberjacks. Es war gegen die Herne Black Barons im Jahr 2017. Wenn ich so drüber nachdenke, Football ist schon `ne verdammt geile Sache! (lacht)
Erster Sieg mit den Lumberjacks (Mitte mit der #99 - Chris Weaver) - Archivfoto ©Nick Jungnitsch
Oliver: Stimmt! Sonst wäre es auch Rundball. Zum Abschluss: Für mich sind die Jacks ein besonderer Verein, Steve Jobs würde vielleicht sagen, es sind „the crazy ones“ (Link). Zum Beispiel wird bei besonderen Aktionen im Spiel das Geräusch einer Kettensäge eingespielt. Kein Verein in allen Ligen empfängt uns herzlicher als ihr, ihr habt Fan- oder Teamfreundschaften die ihres gleichen suchen und so weiter. Mich würde es, bei dem Sponsor (eine Brauerei) auch nicht wundern, wenn Bier in den Gatoradefässern wäre. Spass beiseite! Ihr seid ein gut geführter Verein, aber ein einzigartiger Verein. Kannst du anderen erklären, warum die Lumberjacks so anderes, besonders und so ein liebeswerter Verein sind?
Chris: Ich denke die Lumberjacks sind deshalb so einzigartig, weil sie mit (wie auch bestimmt viele andere Teams) viel Herzblut, viel Engagement, auf dem kurzen Dienstweg und von Menschen geführt werden, die sich seit mehr als 10 Jahren kennen und auch diese Zeit gemeinsam in der Footballwelt verbracht haben. Da stimmt die Chemie einfach! Auch wenn es andere Ansichten gibt, wird das große Ganze, nämlich das Team, nicht aus den Augen gelassen. „There’s no I in Team“ ist so eine ausgelutschte alte Weisheit, aber sie ist einfach wahr. Bei uns zählt nur das ganze Team, Egotrips haben bei uns keine Chance! Dazu kommt, ich als nicht Sauerländer behaupte, wie du übrigens auch: die Sauerländer sind ein besonderer Schlag Menschen. Diese liebenswerte, manchmal bisschen ruppige Art, macht es sehr angenehm, diese Truppe zu führen. Dazu gehören natürlich auch die Kettensägengeräusche im Heimstadion, wenn unsere Defense den gegnerischen Quarterback sackt, die Jerseys in Holzfällerhemdoptik oder das der MVP des Spieles im nächsten Spiel beim Einlauf eine Axt mit auf das Feld bringt. All das macht die Lumberjack einzigartig!
Oliver: Ich möchte bis bald sagen und mit mit euerem Hashtag schließen: #belikejack
Chris: Ihr seid immer gerne gesehen!