Die Zahlen zur Mitgliedschaft in den Vereinen des American Football Verbandes Deutschland (AFVD) für 2018 liegen vor - und sie sind einmal mehr höchst erfreulich. Im 18. Jahr in Folge stieg die Gesamtzahl von Mitgliedern in den deutschen American-Football-Vereinen an, auf nun exakt 63.060 Personen. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 4,6 Prozent. 2017 hatte die Gesamtzahl der Mitglieder mit 60.261 erstmals die Marke von 60.000 durchbrochen.
Ein solches Wachstum - vor allem ein solches mit stabilen Zuwachsraten über beinahe zwei Jahrzehnte hinweg - ist bemerkenswert. Denn Sportvereine kämpfen in Deutschland oder anderen Industrieländern mit den Folgen der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Ganztagsbetreuung durch Schulen für Jugendliche oder auch mit dem weltweit sich rasant veränderndem Freizeitverhalten, das langfristig organisierte Gruppenaktivitäten wie im Vereinssport erschwert. In der letzten Gesamterhebung wurde 2017 für den gesamten DOSB-Bereich ein Mitgliederrückgang von 0,43 Prozent festgestellt, wachsende Sportverbände sind derzeit also eher Ausnahme denn Regel.
Insgesamt rangierte der AFVD in der DOSB-Mitgliederstatistik 2017 auf Platz 34 und könnte Ende des Jahres, wenn alle Verbände ihre Zahlen erfasst haben und der Trend der Vorjahre anhält, nun an die 32. Stelle vorgerückt sein. Zu Beginn des Jahrtausends lag American Football in Deutschland bei der Mitgliederzahl auf Rang 43 der im DOSB organisierten Sportarten, seither hat sich die Zahl der Mitglieder mehr als verdreifacht. Unter den Sportarten nimmt American Football so eine eindeutige Sonderstellung ein.
Im Bereich der nicht-olympischen Sportarten hat lediglich der Boccia- und Boule-Verband mit einer knappen Verzweifachung in diesem Jahrtausend nennenswerte Mitgliederzuwächse zu verzeichnen. Alle anderen Verbände haben ohne die für nicht-olympische Sportarten nur spärliche öffentliche Förderung bestenfalls ihr Mitgliederniveau in etwa konstant halten können. Im Vergleich zu den klassischen olympischen Mannschaftssportarten sind die Zuwachsraten von American Football ohnehin beachtlich, obwohl von diesen in den letzten Jahren Fußball und auch Hockey Zuwachsraten aufweisen können. Hockey hat als die kleinste der fünf Top-Mannschaftssportarten im DOSB mit rund 85.000 Mitgliedern aber inzwischen keinen uneinholbaren Vorsprung mehr vor dem AFVD.
Dabei hat gerade American Football, bei dem für eine spielfähige Mannschaft ein wesentlich größerer Kader benötigt wird als in allen anderen Sportarten und das eine hohe Trainingsintensität erfordert, eigentlich am meisten mit dem Trend zu veränderten Freizeitgewohnheiten zu kämpfen. Weltweit - selbst in den USA oder in Kanada - ist auch zu beobachten, dass sich im Nachwuchsbereich die Schwierigkeiten häufen. Im europäischen Verbands-Football sind ähnlich hohe Zuwachsraten über einen längeren Zeitraum wie in Deutschland nirgendwo zu finden.
Die Gründe für die erfreuliche Entwicklung bestehen sicherlich aus der Kombination einer Vielzahl von Faktoren. Die annualisierte Zuwachsrate seit 2000 liegt bei etwa sieben Prozent Steigerung pro Jahr. Dreimal in diesem Zeitraum - 2006, 2009 und 2012 mit über 22, 14 bzw. 11 Prozent - gab es auffällig hohe Wachstumssprünge, ohne dass diese an konkrete Einzelereignisse gekoppelt werden könnten. Eine zeitliche Korrelation mit häufig genannten Einflussfaktoren, die den Football in Deutschland positiv beeinflusst haben dürften, wie die Existenz der NFL Europe oder ausgeweitete TV-Berichterstattung zur NFL, ist nicht erkennbar. Das Wachstum nahm an Dynamik zu, als die NFL Europe längst nicht mehr neu bzw. seitens der NFL bereits eingestellt war. In den letzten Jahren lag das Wachstum leicht über dem langjährigen Mittel.
Wahrscheinlicher scheint die Annahme, dass sich die Nachfrage danach, aktiv American Football spielen zu können, in Deutschland konstant und nachhaltig über die Jahre erhöht. Befeuert durch steigende TV- und Medienpräsenz der Sportart im Allgemeinen und der Leuchtturmprojekte German Bowl und GFL im Besonderen. Die Arbeit daran war in den vergangenen Jahren einer der Schwerpunkte im AFVD und wird derzeit noch intensiviert.
Ein noch größerer Schwerpunkt war und ist die die Ausbildung von qualifizierten Trainern und anderem Personal. Diese hat ganz offensichtlich das Angebot des AFVD und seiner Vereine flächendeckend in Deutschland kontinuierlich verbessert. Gut geschulte Trainer und Betreuer in einem Verein, die leistungsorientiert arbeiten, aber verantwortlich mit Kindern und Jugendlichen umgehen können, sind vermutlich das beste Argument vor allem für Eltern, die ihren Kindern eine Sportart empfehlen, aber auch verbieten können. Dass American-Football-Vereine in ganz Deutschland bei Eltern inzwischen einen sehr guten Ruf haben, bestätigt auch der Eindruck vieler Vereine aus der Praxis: Wenn auf regelmäßiger Basis sportlich und pädagogisch qualifiziertes Training angeboten werden kann, dauert es selbst in kleineren Städten nur wenige Wochen, bis sich genügend Jugendliche für eine neue Mannschaft finden. Das ausgefeilte Ligensystem mit verschiedensten Leistungsniveaus, das auch die Ansprüche solcher neuer Projekte erfüllt, tut dann sein Übriges, dass spätestens zur nächsten Saison auch der sportliche Ehrgeiz gestillt werden kann.
Der AFVD wird daher weiter intensiv die Ausbildung von Trainerpersonal forcieren, daran arbeiten, die medienwirksamen Projekte German Bowl und GFL oder GFL 2 noch attraktiver zu gestalten. Um die Zuwachsraten für den German American Football auch in der Zukunft auf hohem Niveau zu halten. Und um dem 65.000 Mitglied in einem deutschen Football-Verein, das spätestens nach den Sommerferien seinen Aufnahmeantrag irgendwo in Deutschland abgeben wird, eine perfekte sportliche Heimat zu bieten.
Pressemitteilung: American Football Verband Deutschland
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